Jüdischer Friedhof


N 52° 17' 50,54"   /   O 9° 27' 38,72"

Inschrift:

heller Stein:

Hier ruht unsere geliebte Mutter
Jeanette Levisohn
geb. Cohn
geb. am 5.Juny 1827,
gest. am 24. Dezember 1909.
Heldenfest im Daseinskampfe,
voll Sorgfalt in der Leitung der früh
des Vaters beraubten Kinderschar,
hast Du Dir ein Denkmal der Liebe,
Verehrung und Dankbarkeit erworben.


Sockel:

HIER BEFAND SICH EIN JÜDISCHER FRIEDHOF, DER 1909 GESCHLOSSEN
UND WÄHREND DER NATIONALSOZIALISTISCHEN ZEIT ZERSTÖRT WURDE.
15. Juni 1982    STADT BARSINGHAUSEN



schwarzer Stein:

Hier ruhet in Gott
mein lieber Mann
Siegmund
Meyer
geb. 9. Januar 1861
gest. 9. April 1905

Still und bescheiden war er im Leben
Seinem Gotte stets treu ergeben.
Dort wo die Ruhe winkt allen Matten
Weilt nun er in des Höchsten Schatten

Auf der Rückseite ist ein hebräischer Text.


Größe des hellen Steins:

H 116 x B 85 cm

Über den Stein:

In der Verlängerung der Ludwig-Jahn-Straße in Barsinghausen befindet sich der umzäunte, aber durch ein Tor zugängliche jüdische Waldfriedhof (Wegweiser ist vorhanden). Es gibt eine Gedenkmauer, zwei Grabsteine und eine Infotafel.

Der Friedhof wurde bis 1912 genutzt und blieb bis in die 1930er Jahre als geschlossene Anlage intakt. In der Nacht vom 10. auf den 11. November 1938 wurden durch SA und SS die Grabsteine umgeworfen und zerschlagen. Der Friedhof wurde 1939 eingeebnet und sollte 1944/ 1945 sogar bebaut werden. Auf Veranlassung des neuen Bürgermeisters Wilhelm Heß konnten die Bauarbeiten im November 1945 durch Landrat und Polizei gestoppt werden.

Im Mai 1982 fand der HeimatforscherFriedel Homeyer auf dem Gelände des ehemaligen NSDAP-Pädagogiums in der Bergamtstraße 3 den stark beschädigten Grabstein von Jeanette Levisohn. Der Stein wurde wieder hergerichtet und am 15.06.1982 mit neuem Sockel auf dem jüdischen Waldfriedhof aufgestellt. Der zweite Grabstein (Meyer) wurde erst später gefunden und dann ebenfalls hier wieder aufgestellt.

Bei einem Schulprojekt des Hannah-Arendt-Gymnasiums 1981 wurden auf der überwucherten Friedhofsfläche Grabsteinfragmente gefunden und geborgen.

In einem Gemeinschaftsprojekt der Stadt Barsinghausen, der Klosterkammer Hannover als Grundstückseigentümer und dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden wurde der Friedhof im Jahr 2015 wieder hergerichtet und eine kleine Sandsteinmauer (Lapidarium) mit eingelassenen Bruchstücken der zerstörten Grabsteine gebaut. Auf der Frontseite steht in hebräischer Schrift: "Friede sei auf eurem Totenlager". Der Friedhof konnte so im November 2015 an die jüdische Gemeinde übergeben werden.

Quellen:
Klapproth, Gedenksteine im Deister
haz.de
barsinghausen.de
Wikipedia, Jüdischer Friedhof Barsinghausen
deister-echo.de

alle aufgerufen am 16.04.2021